Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital sinnvoll?
Die schon seit einigen Jahren sehr niedrigen Bauzinsen haben unter anderem dazu geführt, dass sich immer mehr Bürger den Wunsch nach einem Eigenheim erfüllen möchten und dies auch können. Ein weiterer Trend besteht darin, dass der Anteil der Immobilienfinanzierungen ohne Eigenkapital im Vergleich zu früheren Jahren gestiegen ist.
Es entscheiden sich heutzutage also immer mehr Verbraucher für eine Baufinanzierung, ohne eigenes Kapital einbringen zu können. Als Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital wird demnach eine Finanzierung bezeichnet, die ausschließlich aus Fremdmitteln, also aus Bankkrediten, besteht.
Wie funktioniert die Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital?
Zunächst einmal ist festzuhalten, dass bei Weitem nicht alle Banken eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital anbieten. Zahlreiche Kreditinstitute vergeben Baukredite nämlich nur unter der Voraussetzung, dass der Kreditnehmer mindestens zwischen 15 und 25 Prozent eigenes Geld in die Finanzierung einbringen kann. Dennoch ist eine Baufinanzierung ohne Eigenkapital möglich, jedoch müssen dann weitere Voraussetzungen erfüllt werden können.
So muss der Kreditnehmer definitiv ein regelmäßiges Einkommen beziehen, wobei die frei verfügbaren Einkünfte möglichst deutlich größer als die spätere Kreditrate sein müssen. Ferner darf natürlich kein negativer Eintrag in der SCHUFA vorhanden sein. Zusammengefasst muss die Finanzierung also besonders stabil sein, falls kein Eigenkapital eingebunden werden kann.
Ist eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital empfehlenswert?
Dass zahlreiche Banken die Finanzierung ohne Eigenkapital ermöglichen, ist die eine Seite, allerdings ist eine solche Baufinanzierung andererseits nicht empfehlenswert. Es sprechen im Wesentlichen zwei Gründe dagegen, eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital durchzuführen. Ein Grund besteht darin, dass die Finanzierung schlichtweg deutlich teurer ist, als wenn der Kunde eigenes Kapital einbringen kann. Darüber hinaus ist die Finanzierung ohne Eigenkapital naturgemäß nicht so stabil, als wenn der Kreditnehmer zusätzlich noch eigene finanzielle Mittel zur Verfügung stellt.
Ferner wird die monatliche Belastung ohne Eigenkapital größer, als es bei einer Finanzierung mit vorhandenen Eigenmitteln der Fall wäre. Falls Guthaben oder sonstige Mittel verfügbar sind, die letztendlich den Fremdfinanzierungsanteil reduzieren können, sollten Sie diese Option auf jeden Fall nutzen. Es macht sicherlich keinen Sinn, Eigenkapital zurückzuhalten, falls eine Baufinanzierung ansteht.
Wie teuer ist eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital?
Dass eine Baufinanzierung ohne Eigenkapital in der Praxis deutlich teurer sein kann, als wenn der Kunde eigene finanzielle Mittel einbringt, lässt sich gut an einem Berechnungsbeispiel verdeutlichen. Wer beispielsweise insgesamt 150.000 Euro finanzieren muss, davon allerdings 50.000 Euro als Eigenkapital einbringen kann, der benötigt einen Bankkredit über 100.000 Euro. Vergibt das Kreditinstitut dieses Darlehen zu einem Zinssatz von beispielsweise zwei Prozent, so würde dies zu einer jährlichen Zinsbelastung von lediglich 2000 Euro führen.
Ganz anders stellt sich die Situation für den Kreditnehmer dar, der die vollen 150.000 Euro finanzieren müsste, weil kein Eigenkapital vorhanden ist. In diesem Fall muss nicht nur ein höherer Kreditbetrag aufgenommen werden (150.000 Euro), sondern auch der von der Bank veranschlagte Zinssatz wird mit Sicherheit höher sein. Eine derartige Finanzierung könnte bei einem Zins von beispielsweise drei Prozent dazu führen, dass eine jährliche Belastung von 4.500 Euro entsteht. Die Finanzierung ohne Eigenkapital wäre in diesem Beispiel im Vergleich zur Baufinanzierung mit Eigenmitteln demnach mehr als doppelt so teuer.
Gibt es Alternativen zum Eigenkapital?
Nicht alle Personen, die eine Baufinanzierung durchführen möchten, verfügen über ausreichend Eigenkapital. Normalerweise fallen insbesondere Wertpapier- und Kontoguthaben, die sofort verwendet werden können, in den Bereich des Eigenkapitals. Es gibt allerdings durchaus Alternativen, die letztendlich ebenfalls dazu führen können, dass ein vergleichsweise günstiger Zinssatz genutzt werden kann. Zu nennen sind hier beispielsweise Eigenleistungen am Bau, die von zahlreichen Banken als eigene Mittel angesehen werden. Darüber hinaus kann zum Beispiel eine Kapitallebensversicherung abgetreten werden, sodass auch diese finanziellen Werte vom jeweiligen Kreditgeber im Grunde wie Eigenkapital bewertet werden könnten.
Fazit zur Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital
Als Fazit ist festzuhalten, dass eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital zwar bei einer nicht negativen SCHUFA sowie bei einem regelmäßigen Einkommen in ausreichender Höhe möglich, aus Sicht des Kreditnehmers jedoch keineswegs empfehlenswert ist. Insbesondere die Tatsache, dass Finanzierungen ohne Eigenkapital deutlich teurer als Immobilienfinanzierungen mit Eigenmitteln sind, lassen nahezu alle Experten und Verbraucherschützer dazu raten, dass der Kreditnehmer eigene Mittel in die Finanzierung einbringen sollte.